Das Stundenbuch Gerard David
Brügge, 1486. Real Biblioteca de El Escorial Ms Vitr. 12.
Gerard David (um 1460-1523) ist der letzte in der Reihe der großen altniederländischen Maler des 15. Jahrhunderts, der letzte bedeutende Vertreter der traditionsreichen Schule von Brügge. 1484 trat er der Gilde der Bildermacher in Brügge bei, in der er wichtige Ämter und schließlich den Vorsitz übernahm.
Unter den zahlreichen, heute erhaltenen Handschriften, die Brügger oder Genter Buchmaler zu Lebzeiten Davids illuminierten, finden sich tatsächlich nur drei,
an denen der Maler wohl beteiligt gewesen ist. Ein einziges von über fünfzig Bildern hat er zu einem Stundenbuch in Cleveland beigesteuert, welches aus dem Besitz der spanischen Königin Isabel la Católica stammt, lediglich vier von weit über hundert Miniaturen zu einem Brevier in London, das für die gleiche Herrscherin geschaffen wurde.
Die bei weitem interessanteste Konstellation bietet dabei das vorliegende Stundenbuch.
Hier trägt jede Miniatur bis zu einem gewissen Grade die Handschrift des Meisters. Allerdings wirken die Bilder alles andere als einheitlich;
die Unterschiede zwischen der rundplastischen, haptisch erfahrbaren Madonna mit dem Blütenzweig und den deutlich flächigeren Figuren des Lazarus sind offenkundig. Heute lassen sich verschiedene Buchmaler nachweisen, die an der Illustrierung des Codex beteiligt waren. Die sehr eindrucksvolle Pfingstminiatur etwa wurde von einem Künstlertrio geschaffen. Der Meister Edwards IV. von England hat zunächst die Miniatur nach der Vorlage des Dresdner Gebetbuchmeisters angelegt. Dann kam David zum Zuge. Er hat in dem Bild, wie bei allen übrigen Miniaturen, diejenigen Stellen überarbeitet, die den Künstlern dieser Zeit als besonders wichtig galten: die Köpfe und die Inkarnate, also die Hauptpartien dieser Figuren, sowie ihre faltenreichen, plastischen Gewänder. Über den Besteller der Handschrift ist nichts bekannt. Möglicherweise war er auf der iberischen Halbinsel beheimatet, denn einer Eintragung am Schluss zufolge befand sich das Stundenbuch schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts dort.
Heute wird es in der Bibliothek des Escorial aufbewahrt.
Bibliographische Daten: 470 Seiten, Format 14,5 x 10 cm, 15 ganzseitige und 4 kleinere Miniaturen, 16 Dekorseiten. Limitierte Auflage: 980 Exemplare.
Deutscher Kommentar (exklusiv bei Bibliotheca Rara): Bodo Brinkmann.
Dokumentationsmappe mit 2 Faksimile-Doppelblättern.
Preis: EUR 3.480,00
-zurück-
|